WIR ZEIGEN`S IHNEN

Unsere SeitenWechsel-Redakteure Erika Mechler und Andreas Sauer machen sich auf den Weg. Bei Wind und Wetter. Bewaffnet mit Block, Stift, Digitalkamera und reichlich Wissensdurst.

Für jede Ausgabe dieses Magazins. Unerschrocken erkunden sie spannende Orte, die den meisten Lesern verborgen bleiben. Die beiden zeigen Ihnen, wie‘s dort ist. Erika Mechler und Andreas Sauer erklären Ihnen heute: KLÄRWERK

Also, was ist eigentlich ein Klärwerk? Das ist so eine technische Einrichtung in Sachen Abwasser. Da kommt das gesammelte Wasser dahin, also auch von öffentlichen Gebäuden wie Bürgerhäusern, Schulen, Kindergärten. Also das, was von der Toilette oben runterkommt, geht in den Kanal unten rein. Auch vom Waschbecken. Alles geht in den Kanal und kommt im Klärwerk an. Hier in Gläserzell.

Wir waren erstaunt, wo wir ankamen! Herr Albert Glocker begrüßte uns, der Betriebsleiter vom Klärwerk Fulda. Er führte uns über das Gelände. Das ist schon richtig groß, das Gelände, und es sind sehr viele Stationen gewesen. Erster Halt war die Kommandobrücke mit Computern. Hier kommen die Notrufe rein, wenn was an der Kläranlage zu machen ist.

Das Interessante war, wo das Schmutzwasser reingekommen war, die ganze Dreckbrühe aus Fulda quasi, und das war schon ein ekliges Gefühl eigentlich für mich, einfach mal zu sehen: Wo kommt das an? Und wie das Ganze verarbeitet wird.

Wir haben da auch Proben genommen und angesehen. Er hat die Probe rausgeholt mit so einem langen Ding. Wie nennt man das? Und wie die Brühe dann weggelaufen war ...

Dann gingen wir in einen Raum, wo das „Haufi“ verarbeitet wird. Ich muss euch was sagen: Das war eine Scheiße hoch zehn. Gestunken hat das vor allem.

Als Erstes wird da das Papier rausgeholt mit der Maschine, die da hochging, wie ein Rechen. Ja, das war das Spannendste. Da hat man ja wirklich gesehen, was aus dem Haushalt kommt oder aus so einem großen öffentlichen Gebäude wie dem Antoniusheim. Oh, das war schon erschreckend, der Anblick. Wahnsinn.

Da wird alles Mögliche rausgerecht mit Maschinen: also Papier, Klopapier. Wattestäbchen waren auch drin gewesen.

Erika: Ja, Wattestäbchen hab ich auch gesehen! So etwas gehört da ja gar nicht rein.

Was war noch drin? Ah, z. B. der Durchfall kommt auch darein. Und diese Tampons von den Frauen... Du weißt das schon, was ich mein. Das hat mich schon Überwindung gekostet, aber das war interessant! Ich dachte: Aha, okay! Das war schon gut.

Erika: Aber das ist bei uns hier im Antoniusheim ja genauso, wenn wir die Gullis saubermachen. Da ist ja auch allerhand Dreck und Schlamm drin. Papier darf nicht rein in den Kanal, auch keine Blätter und Äste. Deshalb ist da so ein Kreis, so ein Sieb, drin.

Ja, da sind wir auch Klärmeister. Aber nur am Anfang. Dann fließt die Brühe weiter in den Keller, damit es außen nicht so riecht. Das war wie ein Riesen- Kanal, wo das Wasser aufbewahrt wird.

Erika: Und das war ja auch richtig tief. Das kann man gar nicht einschätzen, wie tief das war. Also, es war schon ein ganz hoher Wasserpegel, wie bei einem Hochwasser. Und da ist dann also das Bakterium. Wenn man das einfach so sagt, dann denkt sich der Leser: Was ist das denn?

Deswegen sage ich lieber „Lebewesen“. Was der Herr Glocker da gesagt hat, das finde ich richtig gut: „Die kleinen Lebewesen fressen den Schmutz vom Wasser auf - das ist für die, wie wenn wir Schnitzel essen. Das ist für die auch ein Leckerbissen!“ 

Ganz hinten ist das Wasser jetzt sauber, aber man darf es nicht trinken, sonst würdest du Durchfall bekommen. Aber es ist so sauber, dass es in die Fulda reinfließt. Das saubere Wasser sorgt dafür, dass die Fulda nicht zu sterben droht! Wenn es das Klärwerk nicht mehr gibt, wäre die Fulda tot, und die Fische leben nicht mehr.

Erika: Ich mein, man kann so alt werden wie ne Kuh, und kann immer noch was dazu lernen.

Genau, Erika!

Erika: Ich bin jetzt 56!

 

Das Klärwerk Fulda:

• ist das neuntgrößte in Hessen 
• wurde 1905-1908 erbaut (bei 16.000 Einwohnern) 
• wurde 1952-1953 erweitert (bei 46.000 Einwohnern) 
• wurde 1974 in Gläserzell neu gebaut mit biologischer Reinigung 
• ist heute für. 150.000 Einwohnerwerte ausgebaut

Erika Melcher: „Ich fand den Herrn Glocker gut. Er hat uns das begreifbar gemacht, dass das alles gut in den Kopf hier reingegangen ist.“

Andreas Sauer: Der Herr Glocker war sehr freundlich und aufmerksam. Wir haben viele Eindrücke mitgemacht, und das ist doch das, was wir uns vom Seiten- Wechsel erwünschen. Da möchte ich mich bedanken, dass Herr Glocker uns zugehört hat. Es ist nicht immer Zeit da für so eine Einrichtung mit Menschen mit Be hinderung. Bei vielen nicht. Es ist nicht immer der Fall, dass sich jemand für uns Redakteure oder jemand, der da kommt, Zeit nimmt. Für Menschen mit Behinderung ist das alles schwerer zu verstehen. Wie erklär ich das denen? Also uns! Und das hat er sehr gut gemacht auf leichter Sprache, dass das auch Menschen mit Behinderung verstehen.

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