Wir zeigen's Ihnen
'S Training der SG Barockstadt
Aufgezeichnet von Arnulf Müller
Liebe Leserinnen und Leser,
wir waren wieder einmal für Euch unterwegs. Diesmal haben wir das Thema Sport aufgegriffen, weil der Sport doch viele Menschen bewegt. Vor allem jetzt, wo der Frühling beginnt, da beginnt auch die Zeit des Sportmachens: Laufen, Walken, Joggen – wie auch immer. Erika und ich haben das Sportgelände in der Johannisau besucht. Die Johannisau liegt am Rand des Flusses Fulda. Da finden Sportveranstaltungen statt, auch Bundesjugendspiele. Doch wir haben etwas anderes gesehen – wie soll ich es sagen: ein Treffen von 11 Freunden. Wir haben eine Trainingseinheit von der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz besucht.
Erika Mechler: in kursiver Schrift, Andreas Sauer: in normaler Schrift
Was wir dort gesehen haben, war richtig gut. Auch das Flair.
Als wir ankamen, war es ja dunkel!
Die SG Barockstadt trainiert immer abends. Um 18:00 Uhr treffen sich alle im Vereinsheim, dann ziehen sie sich um, und um 18:30 Uhr beginnt das Training. Das geht bis acht, und das drei- bis viermal die Woche.
Wir sind aber erst in das Vereinsheim hinein und wurden dort vom Sebastian Möller begrüßt.
Das ist der kleine Horst Held, also nicht bei Schalke 04, sondern eben von Fulda. Die SG Barockstadt ist neu gegründet worden, das war vor einem knappen Jahr. Der Verein besteht aus der Borussia Fulda und dem TSV Lehnerz. Die haben sich im Seniorenbereich verbündet. Und der Sebastian Möller ist der Manager.
Manager Sebastian Möller in seinem Element
In den Raum, in dem wir uns unterhalten haben, hingen ganz viele Wimpel an der Wand.
Das war der Raum vom Zeugwart. Ein Zeugwart ist zum Beispiel für die Trikots verantwortlich. Die müssen ja immer wieder gewaschen werden. Deswegen standen da auch mehrere Waschmaschinen herum. Die Wimpel an der Wand zeigen, gegen wen die beiden Stammvereine bisher so gespielt haben. Da waren welche von der TSG Lütter, dem FC Kickers Würzburg, aber auch von Borussia Mönchengladbach und Schalke.
Der Herr Möller war sehr höflich und freundlich.
Die waren alle nett, durch die Bank weg: die Spieler, der Physiotherapeut Christopher Bunk und auch der Trainer Sedat Gören.
Der TSV Lehnerz und Borussia Fulda sind ja zusammengegangen vor dem Hintergrund, dass sie dadurch eine bessere Mannschaft werden können. Beide Vereine für sich genommen waren schon sehr gut, aber durch den Zusammenschluss können sie noch stärker werden. Die haben ihre Kräfte gebündelt, sozusagen. Fulda ist nicht so groß wie Gießen oder solche Städte. Es ist eine relativ kleine Region, da gibt es nicht unendlich viele starke Spieler. Und wenn die sich auf zwei Mannschaften verteilen und dann noch gegeneinander spielen, ist das für die Region nicht gut.
Die Zusammenlegung war aber auch kompliziert. Eine Herausforderung waren die Anhänger von Borussia. Die wollten den Namen nicht aufgeben, die hatten sich dran gewöhnt. Mir tut’s auch ein bisschen schwer mit dem Namen SG Barockstadt. Da sind einige Fans erst mal weggeblieben. Aber die meisten kommen trotzdem noch, die Blocks sind gut besucht.
In Fulda sind es immer sehr viele Zuschauer, hat Herr Möller gesagt.
In der SG Barockstadt sind sogar einzelne Spieler dabei, die Bundesliga-Erfahrung haben. Es gibt ja die erste, zweite und dritte Liga, dann die Regionalliga. Da drunter ist die Hessenliga angesiedelt. Und einige der Spieler, die hier in der Hessenliga spielen, haben schon mal zum erweiterten Kader einer Bundesligamannschaft gehört wie Frankfurt oder Köln. Es ist ja eine harte Auslese im Fußball. Von hundert richtig guten Jugendspielern schafft es vielleicht nur einer bis in die Bundesliga. Die anderen kommen irgendwann wieder zurück nach Fulda. Das fand ich sehr interessant, was er da erklärt hat.
Ich fand es besonders schön, als der Herr Möller im Gang einen Schrank aufgemacht hat, in dem die ganzen Trikots lagen. Er hat jedem eins gegeben, das durften wir mal anziehen. Der Andreas hatte ein blaues Trikot und ich ein rotes.
Es gibt ja ein Heimtrikot und ein Auswärtstrikot. Die Erika hatte das Rote an mit weißen Streifen. Das ist für die Heimspiele. Die blauen sind die Auswärtstrikots, glaube ich, denn es gibt sogar noch mehr. Wie war denn das Gefühl, Erika, als du es an hattest?
Das war schon ein gutes Gefühl!
Dann sind wir endlich raus auf den Platz. Die Mannschaft hat auf dem Kunstrasenplatz trainiert. Das ist im Winter besser. Auf dem richtigen Rasen war es zu matschig. Da wird dann der Rasen porös und ist danach nicht mehr bespielbar.
In meiner Hinsicht finde ich einen natürlichen Rasen schöner. Ich bin ja Landschaftsgärtner, und der Kunstrasen ist halt aus Plastik. Er hat nicht den Flair wie ein Naturrasen.
Beim Training war das Schönste, wie die sich immer ganz schnell den Ball zugespielt haben.
Zum Warmmachen haben sie im Kreis gestanden und zwei waren in der Mitte. Die sollten den Ball nicht kriegen.
Die in der Mitte haben versucht dazwischenzugrätschen, aber sie haben den Ball einfach nie gekriegt.
Die äußeren Spieler waren wie eine Festung, da konnten die beiden einfach nichts machen. Auf diese Weise übten die Spieler die Passgenauigkeit. Und die Schnelligkeit und die Ausdauer wurden verschärft!
Danach wurden zwei Mannschaften gebildet. Die einen hatten gelbe Leibchen an, das waren die Gegner quasi. Aber am Anfang ging es aber nicht darum, Tore zu schießen. Die sollten sich Räume eröffnen. Es ging um die Raumverteilung.
Vorbesprechung im „Waschsalon“
Wir hätten sehr gerne mittrainiert, aber die waren alle enorm schnell. Ich trainiere bei antonius in der Fußballmannschaft mit und auch bei die SG Magdlos, die bei der Kreisoberliga Fulda-Süd spielt. Nur mal so am Rande erwähnt, als kleine Info. Bei der SG Barockstadt kann ich natürlich nicht mithalten, aber ich hatte schon den Anreiz dazu gespürt.
Ich habe auch gestaunt, wie die dann angefangen haben, richtig Fußball zu spielen.
Besonders im letzten Teil des Trainings ging es immer mehr in den Spielfluss über. Da gingen die Flügel auf und das Spiel wurde immer lebendiger. Was uns aufgefallen ist: Der Trainer hat gebrüllt wie ein Ochs am Spieß.
Der Herr Möller hat gesagt: Ein guter Trainer muss auch eine gute Stimme haben.
Der hat über den ganzen Fußballplatz geschrien, wie man bei der Fastnacht immer Helau ruft. So gibt er die Anweisungen.
Die Aufgabe des Trainers ist: Wenn ein neuer Spieler kommt, muss er in den Kader integriert werden. Und jetzt ist es ja eine ganz besondere Situation. Da kommt ein Drittel von Lehnerz, ein Drittel von Borussia und nochmal ein Drittel sind ganz neue Spieler. Da ist der Trainer ganz schön am Rudern. Er muss daraus eine Mannschaft bilden. Da braucht er eine klare Struktur. Am Anfang der Saison war es noch zäh. Sie hatten gute Spiele, aber es hat nicht immer geklappt. Nach der Vorrunde stehen sie auf Platz 5. Jetzt kommt die Rückrunde.
Interessant war auch das Gespräch mit dem Physiotherapeuten. Der ist für den Knochenaufbau der Spieler zuständig, er versucht, die Muskulatur zu stärken, und wenn Spieler verletzt sind, hilft er, dass sie schnell wieder fit werden. Herr Bunk hofft, dass alle Spieler zum Anfang der Rückrunde einsatzbereit sind. Das war in der Hinrunde nämlich nicht der Fall.
Das Ziel ist, von der Hessenliga in die nächsthöhere Klasse aufzusteigen, in die Regionalliga Südwest. Das ist auch in den Köpfen der Spieler drin. Die wollen das! Aber der Manager hat gesagt, es soll nicht mit der Brechstange gemacht werden, sondern langfristig. Das soll wie eine Welle überschwappen.
Ich hab ihn dann mal nach dem Geld gefragt. Es ist ja so: Die Spieler verdienen schon Geld. Das wär ja dumm, wenn sie keins verdienen würden. Dann haben die vielleicht nicht so viel Lust.
Die investieren ja viel Zeit. Wenn samstags ein Spiel ist, also um 3, sind die schon um 12 Uhr da. Klar verdienen die etwas Geld, aber Geld alleine macht ja nicht glücklich. Die spielen gerne Fußball, leidenschaftlich kann man sagen. Geld kriegen sie halt für Ihre Leistung.
Die haben alle einen richtigen Beruf und verdienen da ihr Geld.
Und für den Fußball gibt es noch einen kleinen Obolus – so nennt man das. Bei der SG Barockstadt ist es nicht wie in der Bundesliga, dass die da Millionen raushauen. Überleg mal, wenn die Barockstadt in der Bundesliga spielen würde, das wär ja gar nicht auszudenken, was da an Zuschauern käme!
„Das Spiel wurde immer lebendiger“
Trotzdem, es kostet alles Geld, auch in der Hessenliga: die Trikots.
Hosen und Strümpfe.
Die Spieler müssen bezahlt werden, das Stadion kostet Miete, der Strom für das Flutlicht,das Wasser für die Waschmaschinen, Waschpulver.
Vor allem die Startgebühren, damit sie überhaupt in der Liga mitspielen dürfen. Die Schiedsrichter müssen bezahlt werden, das sind für jedes Spiel um die 200 Euro.
Das läppert sich!
Das Wasser, was die Spieler trinken. Die ärztliche Betreuung der Spieler kostet Geld.
Der Müll muss entsorgt werden.
Herr Möller hat keine Zahl gesagt, aber es klang an, dass der Etat so zwischen einer halben Million und einer Million liegt.
Der Hauptteil des Geldes kommt von Sponsoren. Der Hauptsponsor in Fulda ist R+S. Aber es gibt viele Sponsoren. Bei anderen Fußballvereinen gibt es manchmal nur einen oder zwei. Schlimm ist, wenn der mal wegfällt, kann es den Verein nicht mehr geben. Dann geht das Licht aus.
In Fulda bezahlen die Sponsoren alle etwas weniger, dafür sind es viel mehr. Wenn dann einer wegfällt, lebt die Mannschaft weiter und alle sind glücklich drüber.
Auch durch den Eintritt der Fans kommt Geld in die Kasse.
Das sind immerhin so 20 %. Pro Spiel kommen bis zu 1500 Besucher.
Wir sind am Ende zum Trainer hingegangen und haben gefragt, ob wir nochmal ein Bild machen können. Da hat der er gesagt: „In fünf Minuten!“ Dann haben wir uns vor die Spieler gehockt und die haben sich alle gefreut.
Also die ganze Atmosphäre beim Training war toll. Es war ein richtig schöner Abend. Ich möchte mich für das Foto nochmal bei allen Mitspielern bedanken. Das war ein so schöner Moment für uns. Ich weiß nicht, wie du es empfunden hast, Erika, ich fand das eine sehr schöne Geste von allen. Auch dass sie uns mit Handschlag begrüßt haben. Das ist nicht bei allen Vereinen so, manche trauen sich das nicht, die wollen das vielleicht auch nicht. Hier waren alle so offen. Und irgendwann in der Zukunft wünsche ich der SG Barockstadt auch eine Inklusionsmannschaft, wo wir dann auch mal unseren Spaß mit euch haben.
Trainer Sedat Gören zeigt, wo´s lang geht
Der Herr Möller hat uns mehrfach eingeladen. „Kommt doch mal zum Heimspiel“, hat er gesagt, „dann kriegt ihr auch einen Schal!“
Stimmt, das hat er gesagt. Find ich gut! Also ich wünsche der Barockstadt viel Glück, dass die Mannschaft zusammenbleibt mit dem Trainer, dass das nicht unterbrochen wird. Weil, wenn das nicht richtig zusammenwächst, das wär ja schade.
Ich kann mich in weiten Teilen der Erika anschließen. Ich wünsche euch alles Gute für die Rückrunde. Bleibt dabei, haltet zusammen, seid 11 Freunde!
Gruppenbild mit Dame: „Das war ein schöner Moment für uns“