Vorwort: Stellen Sie sich DAS mal vor: Die Inklusion ist da – und Sie sind mittendrin

Aber wie können wir uns das eigentlich vorstellen mit der „Inklusion“?

Ein Blick in die Menschenrechtskonvention der UNO macht deutlich, worum es geht: Beseitigt alle Hemmnisse, die Menschen mit Handicaps erst zu Behinderten machen! Beispiele für solche Hemmnisse wollen wir Ihnen auch in diesem Heft zeigen.

Wenn ich mir nun vorstelle, die Forderungen der UNO werden tatsächlich (und im vollen Umfang) umgesetzt, dann muss ich mir auch vorstellen können, dass Einrichtungen wie das Antoniusheim mit seinen Wohnheimen und Werkstätten bald nicht mehr gebraucht werden. Wow! – Stellen auch SIE sich das jetzt einmal vor:

Das Antoniusheim – und natürlich auch alle anderen „Behinderteneinrichtungen“ – gäbe es nicht mehr … Mein Kollege Andreas Sauer (Sie erinnern sich noch: Herr Sauer macht unter anderem die Gästeführungen in unserem Haus) hat da so seine eigenen Vorstellungen. Leise summt er eine Liedzeile von Unheilig vor sich hin: „Unter Feuer, unter Feuer, will ich auf das Ende sehen, in Blitz und Donner untergehen …“

Wir müssen schmunzeln über seinen makabren Einfall … So natürlich nicht! Es bleibt aber die Frage: Wer übernimmt dann all die Aufgaben, die dort seit über 100 Jahre wahrgenommen werden? Gemeinsam kommen wir ins Grübeln. Wo wird dann unser Arbeitsplatz sein? Wir arbeiten ja schließlich beide für das Antoniusheim. Andreas Sauer als Garten- und Landschaftsbauer und ich als Schulleiter. Vermutlich wird Andreas in einem Betrieb in der Stadt arbeiten. Und vielleicht sind SIE dann sein Kollege.

Unsere Gedanken wandern zu Erika Mechler – unsere Kollegin und Redaktionsmitglied: Sie wird dann vermutlich in der Stadt wohnen können, wovon sie ja schon lange träumt! Und SIE werden vielleicht ihr Nachbar sein. Ganz normal eben! Dann fragen wir uns weiter: „Was wird aber mit den Menschen, die auf intensivere Hilfe angewiesen sind? Nein, füttern und pfl egen müssten die Nachbarn nicht. Das ist eher eine Aufgabe für Angehörige oder eben Fachpersonal. Aber freundliche Begegnungen haben, mal ein kleines Schwätzchen halten, ein Auge aufeinander werfen, sich auch mal in Notsituationen unter die Arme greifen, so wie es unter Nachbarn eben üblich ist. Vielleicht könnten SIE sogar versuchen, eine einfache Sprache zu verwenden; auch Gebärden können hilfreich sein. SIE kennen das ja von Ihrem letzten Auslandsurlaub. Unter Nachbarn ist schließlich vieles machbar!

Wenn also SIE und auch IHRE Nachbarn sich das vorstellen können, dass das Antoniusheim nicht mehr gebraucht wird – das ist dann Inklusion …

In diesem Sinne

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