Tatort-Kommissar Kopper „ermittelt“ im Antoniusheim:

Nein, ein Pflichtbesuch war das nicht. Seine Lesung für die Krimireihe „Tatort Fulda“ fand abends statt, doch Kommissar Kopper, der im richtigen Leben Andreas Hoppe heißt, nahm sich den ganzen Tag Zeit. 

Schließlich ist dem Autor des Buches „Allein unter Gurken“ alles, was mit Bio-Anbau zusammenhängt, eine Herzensangelegenheit. Und so streifte er durch Gewächshäuser und Schweineställe, schüttelte reichlich Hände – und zeigte sich beeindruckt. Am Rande kam es zu einem netten Tischgespräch mit dem SeitenWechsel-Team.

Andreas Sauer (AS): Sie können gut zuhören! Haben Sie oft mit Menschen zu tun, die eine Behinderung haben?

Andreas Hoppe: Nein, nicht besonders viel. Aber ich glaube, das mit dem Neugierigsein auf andere Menschen, habe ich sonst auch, egal ob bei Menschen mit Behinderung oder ohne.

AS: Ist der Tatort für das Thema aufgeschlossen?

Andreas Hoppe: Der Tatort ist ein Format, in das man viele Herausforderungen unserer Zeit einbauen kann. Man sollte das nicht nur machen, aber auch. Bei „Schrott und Totschlag“ hat z.B. Bobby Brederlow mitgespielt, er hat das Downsyndrom. Mit ihm hatten wir ´ne echt gute Zeit. Das war auch einer unserer guten Filme, glaub ich. Seine Behinderung war eingebaut in eine Geschichte und nicht extra zum Problem gemacht.

AS: Wie lange sind Sie schon Tatort Kommissar, also der Kopper?

Andreas Hoppe: [den Greis mimend] Aah, kann mich nicht mehr dran erinnern … Nein im Ernst: 18 Jahre. Das ist ganz schön lange.

AS: Wie wird man eigentlich ein Kommissar? Muss man da ein Studium hinlegen?

Andreas Hoppe: Obwohl ich das lange mache, bin ich noch kein Kommissar geworden. Wollte ich auch nie. Ich bin Fernsehkommissar geworden. Da gab es ein Vorsprechen für die Rolle, und es hat geklappt, obwohl es schwierig war. Im ersten Drehbuch war meine Rolle beschrieben als „klein, schwitzend und bei Mutti wohnend“. Da haben sie mich angeschaut mit meinen 1,93 und erst mal zwei Tatorte ohne mich gedreht. Danach haben sie das Drehbuch geändert – so ist der „Italiener“ entstanden.

Erika Mechler (EM): Wie lange dauert das mit dem Auswendiglernen?

Andreas Hoppe: Einfache Dialogszenen gehen gut, auch mit steigendem Alter. Ich hatte mal eine Gerichtssendun mit zehn Minuten Text am Stück. Zwei Wochen musste ich von morgens bis abends lernen, damit das fluppte. In unserer Branche sieht das oft so aus, als ob wir nur auf Party sind, Champagner saufen, schön mit Schnittchen und so. Wer nicht miterlebt hat, wenn ein Drehtag 15 Stunden dauert für eine zwei Minuten lange Szene, kann sich nicht vorstellen, wie schwer das ist.

EM: Da muss man einen freien Kopf haben.

Andreas Hoppe: Das ist wichtig. Manchmal passieren wahnsinnige Sachen im Leben. Als es meiner Mutter so schlecht ging, bin ich zwischen Drehort und Krankenhaus hin und her gependelt. Zum Schluss war ich bis tief in die Nacht am Sterbebett, und um sechs Uhr morgens stand ich wieder am Set. Das war krass. Aber es ging nicht anders, weil das nicht verschoben werden kann.

AS: Hatten Sie schon mal Phasen, wo Sie aufhören wollten?

Andreas Hoppe: Ja, das hat man manchmal, aber in anderen Berufen auch, oder?

AS: Wie lange machen Sie schon Bio in Berlin, also
privat?

Andreas Hoppe: Mit der richtigen Konsequenz seit 2009. Da hab ich das Buch über regionale und biologische Ernährung geschrieben. Spätestens da war klar, dass man das, was man weiß, auch so gut wie möglich umsetzen sollte.

RS: Eben beim Rundgang kamen Sie mit vielen Menschen zusammen, die eine Behinderung haben. Schön, wie natürlich Sie damit umgehen ...

Andreas Hoppe: Ich bin eher ein Bauchmensch und versuche, so damit umzugehen, wie es okay sein könnte. Über sich selbst kann man das ja nicht sagen. Was man sagen kann, ist: Wenn man sich mit Ernährung und Tierschutz, ja überhaupt mit ethischen Themen beschäftigt, gehört das richtige Miteinander automatisch dazu. Das fängt schon beim Essen an, dass das etwas Kulturelles ist und nicht jeder die Sachen für sich reinstopft. Das gemeinsame Essen, so wie wir das jetzt hier machen, kann viel bewirken.

RS: Was wünschen Sie uns? Dem Haus, unseren Bewohnern, unserer Stadt?

Andreas Hoppe: Ich habe mitbekommen, dass hier Neuorientierungen stattfinden. Ihr versucht, mehr Eingliederung zu bewirken, das Ganze weiter zu öffnen, aber so, dass der soziale Charakter nicht verlorengeht. Das ist ein guter Ansatz. Auch dass jeder ein selbstbestimmtes Leben haben kann. Dabei wünsche ich euch viel Glück. Mein Eindruck ist, dass das hier bereits sehr offen ist, auch mit einer schönen Anlage. Wäre schön, wenn sich das viele Einrichtungen leisten könnten. In dieser Qualität ist das, glaube ich, kein Standard.

EM [auf die Autogrammpostkarte schauend]: „Also, Du bist schon sehr schön, muss ich sagen. Sehr fotogen.

Andreas Hoppe: Danke schön!

EM: So, das war jetzt der Abschluss.

Andreas Hoppe: Ja, das ist schon ein sehr guter Abschluss, finde ich.

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