Editorial

Von Hanno Henkel

in dieser Ausgabe widmen wir uns einem Thema, das Winston Churchill einst mit einem unmissverständlichen No! bedacht hat. No sports war die Lebensmaxime des energischen britischen Regierungschefs. Und zur Erklärung seiner eisernen Gesundheit bis ins hohe Alter soll er mit gurgelnder Stimme noch just whisky and cigars hinzugefügt haben. All diejenigen, die zur Verteidigung des inneren Schweinehundes, der immer wieder gute Gründe zur Vermeidung sportlicher Betätigung liefert, gerne auf dieses Zitat zurückgreifen, werden jetzt enttäuscht sein: Das ist eine Erfindung von DIE ZEIT aus dem Jahr 1976, welche in der Folge auch vom SPIEGEL und der FAZ aufgegriffen wurde. Winston Churchill ritt und jagte bis ins hohe Alter mit großem Vergnügen und gewann als junger Mann Poloturniere.

Aber vielleicht kann Ihnen die Lektüre dieses Heftes neue Argumente dafür liefern, dass man auch heute noch Musik per Kopfhörer genießen kann, ohne deswegen gleich losjoggen zu müssen. Das wird vor allem jenen gefallen, denen ihre leidvollen Niederlagen beim Schulsport noch in schlechtester Erinnerung sind. Unsere Redakteurin Anna-Pia Kerber kann heute noch ein Lied von den schier unüberwindlichen Turnböcken singen, die so manchem Schüler vor aller Augen die Grenzen seiner körperlichen Tüchtigkeit aufgezeigt haben. 

Sie können sich dem Thema aber auch gründlich annähern und Ihr Verhältnis zur Modedroge Sport neu justieren, wenn Sie Arnulf Müllers Gedanken über den eigentlichen Wesenskern des Sports und seine Verformungen über die Zeitenläufte nachsinnen.

Zu einer anderen Perspektive gelangen Sie vielleicht auch durch die Ein- und Durchblicke, die uns ein über die hiesige Region hinaus bekannter Sportfotograf ermöglicht. Rolf G. Herchen – alias Charlie Rolff – hat uns Rede und Antwort gestanden und lässt uns an den Freuden und Leiden eines professionellen Sportbeobachters teilhaben.

Wenn Sie es härter und extremer mögen, bitte sehr: Der fünffache Weltmeister Sergej Braun erklärt, wie man durch die Ausübung brachialer Sportarten wie Kickboxen oder Karate zu Selbsterkenntnis und innerer Ruhe findet. Und man glaubt es ihm sofort, wenn man ihm persönlich gegenübersteht.

Am Beispiel des inzwischen in der Region etablierten Fußballturniers Fulda Cups, für das Fuldaer Schulmannschaften ein Jahr lang gemeinsam mit Jugendlichen mit Behinderungen trainieren, um dann um den begehrten Pokal zu kämpfen, wollen wir Ihnen eine weitere Facette des Sports zeigen. Wenn nämlich die Akteure bereit sind, auf den allerletzten Ehrgeiz zu verzichten, die Spielregeln nur ein wenig modifiziert werden und die ursprüngliche Freude am Sport wieder Raum gewinnen darf, dann können auch wieder alle mitmachen. Ein wertvoller Beitrag zur Überwindung der Sprachlosigkeit zwischen Jugendlichen mit und ohne Behinderungen.

Genügend Anlass und Material also, um das persönliche Verhältnis zum eigenen Sport zu überdenken. Ob Sie endlich damit anfangen oder damit aufhören oder einen dritten Weg finden – ein Seitenwechsel lohnt sich allemal.

In diesem Sinne
Ihr Hanno Henkel & das Redaktionsteam

 

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