„Keine Tomaten auf den Augen!“

Mit Herz, Hand und Verstand: Drei Mitarbeiter des Antonius-Ladens geben Einblick in ihren Arbeitsalltag

Roman Hain, 22 Jahre alt. Nach einem Besuch in der „Startbahn“, der Arbeitsschule des Antoniusheims, ist er seit Ende 2010 im Antonius-Laden in der Obst- und Gemüseabteilung beschäftigt. Roman Hain liebt die bunten Farben des Gemüses und hilft gerne den Kunden beim Abwiegen ihres Obst- und Gemüseeinkaufs.

„Ich war auch einmal in der Metzgerei. Jetzt bin ich in der Obst- und Gemüseabteilung. Das macht mir mehr Spaß. Da sind immer fröhliche und gut gelaunte Leute, und vor allem, da arbeitet auch mein Freund Julian. Julian macht im Antonius-Laden ein Antonius-Jahr. Ich freue mich wie ein Honigkuchenpferd, wenn wir gemeinsam miteinander arbeiten können. Auf den lege ich große Stücke, den find ich richtig gut.“

„Wenn ich morgens in die Abteilung komme, schaue ich zuerst, ob was faul ist. Dann kommt unser Großhändler und bringt die Lieferung. Dann müssen wir einräumen. Dann kommt auch noch das Obst und Gemüse aus der Antonius-Gärtnerei. Rhabarber, Radieschen, Auberginen, Paprika, Gurken – das alles kommt von uns. Das geht gut weg. Die Leute sagen, dass man den Unterschied schmeckt. Das freut uns.“

„Heute Morgen habe ich alles kontrolliert und sortiert. Da war ein Apfel matschig, da habe ich voll reingefasst. Den habe ich dann in die Komposttonne geschmissen.“

„Vorhin habe ich mit Julian den Salat durchgeschaut, und da war eine Schnecke. Die haben wir dann raus ins Gras gesetzt. Sie will doch auch leben.“ 

„Das Gemüse wird auch geputzt, welke Blätter werden entfernt, Tomaten werden poliert. Morgens müssen wir auch die Kartoffeln aus dem Keller holen. Die wiegen wir dann. Ich wiege gerne. Gerne mache ich das auch für unsere Kunden. Manche freuen sich, andere möchten es lieber selber machen. Auch okay!“

„Gemüse und Obst, das weicher ist, geben wir rüber in die Feinveredlung. Da werden leckere Sachen draus gemacht. Bei uns wird nichts weggeschmissen. Dafür sind die Lebensmittel zu wertvoll.“

Katharina Link, 31 Jahre alt. Seit über 11 Jahren ist die Metzgerei im Antonius-Laden ihr Arbeitsplatz. Bewaffnet mit einem Block, geht sie einmal pro Woche durch den Antonius-Laden und notiert Dinge, die ihr nicht korrekt erscheinen. Ihrem Adlerauge entgeht nichts. Ordnung und Sauberkeit sind ihr wichtig.

„Kommt, ich zeige euch meinen Arbeitsplatz. Hier geht’s rein in die Metzgerei. Hier ist er. Das muss fertig werden. Ich schneide Würfel. Die werden dann eingeschweißt mit einem Gerät. Die Schinkenwürfel werden dann verkauft. Ich bin schon zehn Jahre hier, vielleicht auch schon länger. Ich hatte auch schon ein Jubiläum, zehnjähriges. Da habe ich einen Gutschein geschenkt bekommen.“

„Meine Aufgaben sind, Salate zu machen. Petersilie hacke ich klein, die Maschinen mache ich sauber, dann spüle ich. Ich bereite das Fleisch für die Metzgertheke vor. Knochensägen und Ausbeinen kann ich nicht, aber ich würde es gerne lernen.“

„So, jetzt hole ich erst einmal Folie und decke das Fleisch ab und bringe es vor an die Theke. Dann muss ich schnell weiter schneiden. Das Zeug darf nicht so lange in der Wärme stehen. Das ist unhygienisch. Es muss alles sehr sauber sein. Ich muss meine Hände waschen und desinfi zieren, Handschuhe, frische Kittel und Mütze anziehen und alles abwischen.“

„Noch eine Spezialität von mir ist das Zubereiten von Kochkäse. Den mache ich gerne und fast ohne Hilfe. Zuerst kommen Butter und Käse in einen Topf. Dann wird alles warm gemacht und umgerührt. Wenn es fertig ist, kommt noch Kümmel rein. Dann kommt er in Döschen.“

„Brötchen belege ich am Morgen. Butter wird draufgeschmiert, dann kommen Wurst oder Käse drauf, Tomaten, Salat. Morgens mache ich auch noch Klopse. Die forme ich aus Hackfl eisch. Weckmehl, eingeweichten Brötchen, Hackfl eisch, Vollei und Gewürzen. Daheim mache ich noch Zwiebeln rein, hier aber nicht.“

„Aber am allerliebsten kümmere ich mich um die Kühltheke im Laden. Da gehe ich gerne hin. Da muss ich das Datum bei den Joghurts kontrollieren. Das gehört auch zu meinen Aufgaben. Ich gucke alles durch. Ich weiß genau, wo das Datum steht.“

„In der Metzgerei bin ich super klasse. Da bin ich ein Profi! Das ist mein Ding.“ 
„Ich würde gerne auch mal in der Antonius-Küche arbeiten. Aber alle sagen, ich soll doch lieber hier bleiben. Die sind dann alle ganz traurig. Hier werde ich gebraucht. Ich esse auch gerne Wurst und Fleisch. Am liebsten Leberwurst und Blutwurst. Die mag ich!“

Michaela Seipel, 23 Jahre alt. Nach einer sechswöchigen Orientierungsphase arbeitet sie seit dem 1. Mai 2011 im Antonius-Laden als Mitarbeiterin in der Bäckereiabteilung: ihr Herzenswunsch, denn sie wollte immer in die beruflichen Fußstapfen ihrer Eltern treten. Das ist ihr nun gelungen.

„Ich sollte eigentlich in einer anderen Werkstatt arbeiten gehen, das wollte ich aber nicht, dafür war ich zu gut. Ich wollte unbedingt in den Beruf meiner Eltern. Wir haben eine Gaststätte, einen kleinen Lebensmittelladen und eine Metzgerei in Freiensteinau im schönen Vogelsbergkreis. Das hatten die anderen Werkstätten alles nicht. Irgendwann ist meine Mutter mit mir hierher gefahren, zusammen mit den Landfrauen zu einer Besucherführung. Wir haben uns alles schön brav angeschaut, und irgendwann habe ich zu Mama gesagt: Geil! Da will ich hin! Und jetzt bin ich hier und es gefällt mir richtig gut.“

„Wir haben auch einen Laden zu Hause, unserer ist ein kleiner Tante-Emma-Laden, den betreibt meine Mutter. Mein Vater die Gastwirtschaft und die Metzgerei. Mein Vater ist Metzgermeister. Ich wollte nie in die Metzgerei, ich mag die Metzgerei nicht, der Geruch stört mich.“

„Es ist nicht leicht gewesen, mich von meinem Wohnort im Vogelsbergkreis jeden Tag hierher zu bekommen. Ich sollte eigentlich in eine heimatnahe Werkstatt gehen. Fulda ist für mich nicht zuständig. Aber dort, wo ich hätte hingehen müssen, gab es keine Arbeit in dem Beruf, den ich mir gewünscht habe. Deshalb bin ich froh, dass das hier geklappt hat!“

„Ich mag meinen Arbeitsplatz hinter der Bäckereitheke sehr. Mit den Produkten kenne ich mich mittlerweile auch gut aus. Da ist das Brot 1.500 Gramm, rund, mit Kümmel, und da mit 1.500 Gramm, länglich, ohne Kümmel. Ob das Brot mit oder ohne Kümmel ist, erkenne ich an den Kreisen. Hat das Brot keine Kreise, ist es mit Kümmel. Aber das wichtigste ist: Es ist alles bio! Wir haben gar keine anderen Backwaren.“

„Wenn was leer ist, bürste ich den Korb aus, und wenn ich Glück habe, dann kommt der Bäcker vorbei und bringt mir was mit. Oder ich gehe selbst in die Backstube und hole mir, was ich brauche. Ich sorge dafür, dass das Regal nie leer wird.“

„Das hier ist das Dauergebäck. Mit dem hatte ich auch schon meine Kämpfchen. Ich kann´s nicht umsetzen. Das Problem ist, wenn ich die Nussecken auf dem einen Tablett habe, dann kann ich nicht mit der Zange drunterfassen. Ich muss alles mit der Zange anfassen. Sauberkeit ist wichtig. Da achten viele drauf. Ich selber und meine Chefinnen.“

„Ganz und gar nicht leiden kann ich, wenn mir andauernd einer hinterherspringt und mir erzählt: „Michaela, das musst du so machen und so machen!“ Da habe ich manchmal die Nase voll und muss es jemandem erzählen. Ich mag die Hinterher-Springerei nicht. Ich komme gut alleine klar!“

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