Fulda Cup – Dem Ball hinterher

Fußball einmal anders denken – von Katrin Schulte-Lohmöller

Dass Sport verbindet, hat vermutlich jeder Fußballfan schon einmal erlebt. Mit wildfremden Menschen gemeinsam das Lieblingsteam anzufeuern, ist eine Selbstverständlichkeit. Die eigene Mannschaft soll schließlich gewinnen. Doch was ist, wenn der Pokal nicht für die meisten Tore, sondern für das fairste Spiel vergeben wird? Ein Konzept, das den Fulda Cup seit neun Jahren zum Erfolg führt. 

„Es war bei einem Fulda-Cup-Turnier vor vielen Jahren“, erzählt Daniel Plappert vom Verein Jeder ist anders – Inklusionssport Fulda e. V. „Das Spiel war in vollem Gange. Ein Schüler eroberte den Ball und lief auf das gegnerische Tor zu. Er war so nah vorm Tor, dass er einfach hätte schießen können. Doch im letzten Augenblick entschied er sich, seinem Teamkollegen den Ball zuzuspielen. Der versenkte den Ball im Tor. Die ganze Mannschaft jubelte, sprang hoch und freute sich nicht nur über den Punkt, sondern auch darüber, wie er erzielt worden war.“ Eine Szene, die ihm in Erinnerung geblieben ist, denn sie veranschaulicht den Grundgedanken dieses Fußballturniers, bei welchem Schüler und Sportler von antonius in gemischten Teams gegeneinander antreten. 

Worum geht es beim Fulda Cup? Anders als bei den meisten Sportveranstaltungen steht hier nicht die Leistung der Besten im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um das Miteinander, die Rücksichtnahme auf Stärken und Schwächen der Mitspieler und die Begegnung auf Augenhöhe. Damit das auch funktioniert, stellen Lehrer von mittlerweile 13 Fuldaer Schulen und der Verein Fußballteams zusammen, die aus Schülern und mindestens zwei Sportlern von antonius bestehen.

„Je nachdem, wie stark das Team während des Fulda Cups zusammengewachsen ist, kann man einen Wendepunkt im Spielverhalten beobachten“, resümiert Plappert. „Dann schalten die Schüler um und spielen nicht mehr nur, um selbst die beste Performance abzuliefern, sondern bereiten Spielzüge vor, um Teamkollegen Erfolge zu ermöglichen. Genauso war es bei dem Schüler, der kurz vorm Tor den Ball an seinen Kollegen abgab. Auf einmal war das Team ein Team, das füreinander spielt.“ Solche Augenblicke seien natürlich Paradebeispiele für einen gelungenen Fulda Cup, ergänzt der 36-Jährige, und auch nicht immer zu beobachten. Das hat seinen guten Grund, schließlich wurde der Fulda Cup 2011 ins Leben gerufen, um erste Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Denn viele Schüler haben mit diesem Thema keinerlei Berührungen. Und so kommt es durchaus vor, dass im Unterricht gefragt wird, wann denn die kranken Menschen zum Training kämen. „Dabei ist der Begriff ‚krank‘ gar nicht diffamierend gemeint. Das verdeutlicht einfach die Unwissenheit der Schüler und auch der Erwachsenen. Und wenn wir keine Gelegenheiten für aktive Begegnungen schaffen, führt solche Unwissenheit leicht zu gesellschaftlicher Ausgrenzung.“

Einmal im Jahr findet der Fulda Cup statt. Anlässlich des Stadtjubiläums wird das Turnier am 15. Juni 2019 erstmalig im Stadion der Stadt Fulda ausgetragen. In den ersten Jahren wurde der Cup von der Gewinnerschule des Vorjahres organisiert, seit zwei Jahren übernimmt der Verein Jeder ist anders – Inklusionssport Fulda e. V. diese Aufgabe. Genauso wie bei allen Sportereignissen ist der Turniertag nur der krönende Abschluss einer gemeinsamen Trainingsphase. Diese steht ganz im Zeichen des gemeinsamen Kennenlernens und wurde in diesem Jahr Ende März mit dem Trainingsauftakt zum Thema Teambildung eingeläutet. Darauf folgt ein weiterer offizieller Trainingstag mit allen Teams. Wie intensiv jedes Team zusätzlich zu diesen beiden Trainingsveranstaltungen übt, entscheidet der Lehrer des jeweiligen Fußballteams. 

Stehen hinter dem Konzept: Dirk Röll, Christoph Bromm und Daniel Plappert (v. l.) 

 

„Es war bei einem Fulda-Cup-Turnier vor vielen Jahren“, erzählt Daniel Plappert vom Verein Jeder ist anders – Inklusionssport Fulda e. V. „Das Spiel war in vollem Gange. Ein Schüler eroberte den Ball und lief auf das gegnerische Tor zu. Er war so nah vorm Tor, dass er einfach hätte schießen können. Doch im letzten Augenblick entschied er sich, seinem Teamkollegen den Ball zuzuspielen. Der versenkte den Ball im Tor. Die ganze Mannschaft jubelte, sprang hoch und freute sich nicht nur über den Punkt, sondern auch darüber, wie er erzielt worden war.“ Eine Szene, die ihm in Erinnerung geblieben ist, denn sie veranschaulicht den Grundgedanken dieses Fußballturniers, bei welchem Schüler und Sportler von antonius in gemischten Teams gegeneinander antreten. 

Worum geht es beim Fulda Cup? Anders als bei den meisten Sportveranstaltungen steht hier nicht die Leistung der Besten im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um das Miteinander, die Rücksichtnahme auf Stärken und Schwächen der Mitspieler und die Begegnung auf Augenhöhe. Damit das auch funktioniert, stellen Lehrer von mittlerweile 13 Fuldaer Schulen und der Verein Fußballteams zusammen, die aus Schülern und mindestens zwei Sportlern von antonius bestehen.

„Je nachdem, wie stark das Team während des Fulda Cups zusammengewachsen ist, kann man einen Wendepunkt im Spielverhalten beobachten“, resümiert Plappert. „Dann schalten die Schüler um und spielen nicht mehr nur, um selbst die beste Performance abzuliefern, sondern bereiten Spielzüge vor, um Teamkollegen Erfolge zu ermöglichen. Genauso war es bei dem Schüler, der kurz vorm Tor den Ball an seinen Kollegen abgab. Auf einmal war das Team ein Team, das füreinander spielt.“ Solche Augenblicke seien natürlich Paradebeispiele für einen gelungenen Fulda Cup, ergänzt der 36-Jährige, und auch nicht immer zu beobachten. Das hat seinen guten Grund, schließlich wurde der Fulda Cup 2011 ins Leben gerufen, um erste Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu schaffen. Denn viele Schüler haben mit diesem Thema keinerlei Berührungen. Und so kommt es durchaus vor, dass im Unterricht gefragt wird, wann denn die kranken Menschen zum Training kämen. „Dabei ist der Begriff ‚krank‘ gar nicht diffamierend gemeint. Das verdeutlicht einfach die Unwissenheit der Schüler und auch der Erwachsenen. Und wenn wir keine Gelegenheiten für aktive Begegnungen schaffen, führt solche Unwissenheit leicht zu gesellschaftlicher Ausgrenzung.“

Einmal im Jahr findet der Fulda Cup statt. Anlässlich des Stadtjubiläums wird das Turnier am 15. Juni 2019 erstmalig im Stadion der Stadt Fulda ausgetragen. In den ersten Jahren wurde der Cup von der Gewinnerschule des Vorjahres organisiert, seit zwei Jahren übernimmt der Verein Jeder ist anders – Inklusionssport Fulda e. V. diese Aufgabe. Genauso wie bei allen Sportereignissen ist der Turniertag nur der krönende Abschluss einer gemeinsamen Trainingsphase. Diese steht ganz im Zeichen des gemeinsamen Kennenlernens und wurde in diesem Jahr Ende März mit dem Trainingsauftakt zum Thema Teambildung eingeläutet. Darauf folgt ein weiterer offizieller Trainingstag mit allen Teams. Wie intensiv jedes Team zusätzlich zu diesen beiden Trainingsveranstaltungen übt, entscheidet der Lehrer des jeweiligen Fußballteams. 

Nicht der Sieger, sondern das fairste Team gewinnt Bundesliga-Tickets

 

In der Trainingsphase werden die Lehrer von Mitarbeitern von antonius unterstützt, die das gemeinsame Fußballspielen von Schülern und Sportlern von antonius begleiten. Dirk Röll ist von Anfang an als Assistent von antonius beim Fulda Cup dabei und hat bereits schöne Erfolge abseits des Turniers beobachtet. „Der Sportlehrer Steffen Schulte von der Konrad-Adenauer-Schule beispielsweise ist so begeistert von den gemischten Teams beim Fulda Cup, dass er kurzerhand beschlossen hat, die Mannschaft nicht nur temporär für das Turnier zu trainieren. Er hat einfach eine inklusive Fußball-AG an seiner Schule gegründet, die seit Jahren besteht. So können seine Schüler und die Sportler von antonius wöchentlich und das ganze Jahr über trainieren – genauso wie in einem richtigen Verein.“ So sieht der Idealfall aus, wenn das Kennenlernen im Rahmen des Fulda Cups auf den Alltag übertragen wird. Doch das ist nicht immer der Fall. „Manchmal haben Lehrer auch einfach keine Kapazitäten für ausgiebige Trainingsphasen“, ergänzt der zweite Vereinsvorsitzende Plappert. „Klassenfahrten, Lehrerkonferenzen und was es noch alles gibt kommen dazwischen. Das ist immer schade und meiner Meinung nach wird so auch das Ziel des Fulda Cups nicht erreicht. Denn wenn sich die Schüler nur ein- oder zweimal sehen, kann keine Veränderung beim Spielen stattfinden.“

Die Trainingsphase ist demnach entscheidend für den Erfolg des Fulda Cups. Und mit Erfolg ist nicht der höchste Spielstand gemeint. Das macht insbesondere das doppelte Preissystem am eigentlichen Turniertag deutlich. Denn der Hauptpreis ist ein Fairnesspokal. Eine externe Jury vergibt bei jedem Spiel Fairnesspunkte und der Sieger des Pokals gewinnt Tickets für ein Bundesligaspiel. Eine gute Motivation für die Schüler, ihr ichbezogenes Leistungsdenken beim Fußball abzulegen. Doch auch wenn die Begegnung und das faire Miteinander im Mittelpunkt des Turniers stehen, vergeben die Organisatoren zusätzlich Preise für die erreichten Plätze der Mannschaften – vielleicht ein Relikt des herkömmlichen Leistungssports, Erfolge allein an Zahlen zu messen und zu belohnen. Ein Preissystem, das sich eigentlich widerspricht. „Und genau deshalb ist es wichtig, dass die Teams im Vorfeld des Turniers zusammenkommen, gemeinsam spielen und sich nicht nur alles um die altbekannte Leistung dreht“, erzählt Plappert, der Lehrer an der Geschwister-Scholl-Schule ist. „Ein Schüler beispielsweise hat mich immer gefragt, warum er den Ball abgeben soll, wenn er doch selbst das Tor machen könnte. Er hat sich sehr schwergetan mit dem Fairnessgedanken beim Fußball. Wenn dieser Schüler nur bei einem Turnier dabei gewesen wäre, hätte sich sein Handeln vermutlich nicht verändert. Aber er hat über mehrere Jahre beim Fulda Cup mitgespielt, das Team ist zusammengerückt, sie haben sich alle gut verstanden und auf einmal fing er an, Bälle an Sportler von antonius abzugeben. Er hat verstanden, dass es darum geht, anderen eine Chance zu geben, sie zu stärken und sich gegenseitig zu motivieren. Auf diesen Prozess kommt es an.“

Bereits zum neunten Mal findet mit dem diesjährigen Fulda Cup eine Sportveranstaltung statt, die mit altbekannten Maßstäben bricht und ein neues Miteinander etabliert. Es geht darum, einen neuen Leistungsgedanken zu stärken. Warum dafür der Fußball gewählt wird, ist naheliegend: Sport im Allgemeinen ist ein System, bei dem wir wie selbstverständlich davon ausgehen, dass der Stärkste die beste Leistung erbringt und die Schwächeren rausfallen. Eine Denkweise, die auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragbar ist. Der Fulda Cup eröffnet den Schülern eine neue Sichtweise für die Stärken und Schwächen anderer Menschen. Gleichzeitig wird der Begriff „Leistung“ neu konnotiert: Ich leiste etwas, wenn ich andere Menschen zum Erfolg verhelfe, wenn ich meine Mitmenschen motiviere und es schaffe, ihnen Selbstvertrauen zu geben. Auch dann bin ich der Gewinner – So definiert es der Fairnesspokal des Fulda Cups. „Und genau dieses Umdenken braucht Zeit, damit es auch wirklich ankommt in den Köpfen und in die Gesellschaft hinausgetragen wird“, so Plappert.

In der Trainingsphase werden die Lehrer von Mitarbeitern von antonius unterstützt, die das gemeinsame Fußballspielen von Schülern und Sportlern von antonius begleiten. Dirk Röll ist von Anfang an als Assistent von antonius beim Fulda Cup dabei und hat bereits schöne Erfolge abseits des Turniers beobachtet. „Der Sportlehrer Steffen Schulte von der Konrad-Adenauer-Schule beispielsweise ist so begeistert von den gemischten Teams beim Fulda Cup, dass er kurzerhand beschlossen hat, die Mannschaft nicht nur temporär für das Turnier zu trainieren. Er hat einfach eine inklusive Fußball-AG an seiner Schule gegründet, die seit Jahren besteht. So können seine Schüler und die Sportler von antonius wöchentlich und das ganze Jahr über trainieren – genauso wie in einem richtigen Verein.“ So sieht der Idealfall aus, wenn das Kennenlernen im Rahmen des Fulda Cups auf den Alltag übertragen wird. Doch das ist nicht immer der Fall. „Manchmal haben Lehrer auch einfach keine Kapazitäten für ausgiebige Trainingsphasen“, ergänzt der zweite Vereinsvorsitzende Plappert. „Klassenfahrten, Lehrerkonferenzen und was es noch alles gibt kommen dazwischen. Das ist immer schade und meiner Meinung nach wird so auch das Ziel des Fulda Cups nicht erreicht. Denn wenn sich die Schüler nur ein- oder zweimal sehen, kann keine Veränderung beim Spielen stattfinden.“

Fairness und voller Einsatz schließen sich nicht aus

 

Die Trainingsphase ist demnach entscheidend für den Erfolg des Fulda Cups. Und mit Erfolg ist nicht der höchste Spielstand gemeint. Das macht insbesondere das doppelte Preissystem am eigentlichen Turniertag deutlich. Denn der Hauptpreis ist ein Fairnesspokal. Eine externe Jury vergibt bei jedem Spiel Fairnesspunkte und der Sieger des Pokals gewinnt Tickets für ein Bundesligaspiel. Eine gute Motivation für die Schüler, ihr ichbezogenes Leistungsdenken beim Fußball abzulegen. Doch auch wenn die Begegnung und das faire Miteinander im Mittelpunkt des Turniers stehen, vergeben die Organisatoren zusätzlich Preise für die erreichten Plätze der Mannschaften – vielleicht ein Relikt des herkömmlichen Leistungssports, Erfolge allein an Zahlen zu messen und zu belohnen. Ein Preissystem, das sich eigentlich widerspricht. „Und genau deshalb ist es wichtig, dass die Teams im Vorfeld des Turniers zusammenkommen, gemeinsam spielen und sich nicht nur alles um die altbekannte Leistung dreht“, erzählt Plappert, der Lehrer an der Geschwister-Scholl-Schule ist. „Ein Schüler beispielsweise hat mich immer gefragt, warum er den Ball abgeben soll, wenn er doch selbst das Tor machen könnte. Er hat sich sehr schwergetan mit dem Fairnessgedanken beim Fußball. Wenn dieser Schüler nur bei einem Turnier dabei gewesen wäre, hätte sich sein Handeln vermutlich nicht verändert. Aber er hat über mehrere Jahre beim Fulda Cup mitgespielt, das Team ist zusammengerückt, sie haben sich alle gut verstanden und auf einmal fing er an, Bälle an Sportler von antonius abzugeben. Er hat verstanden, dass es darum geht, anderen eine Chance zu geben, sie zu stärken und sich gegenseitig zu motivieren. Auf diesen Prozess kommt es an.“

Bereits zum neunten Mal findet mit dem diesjährigen Fulda Cup eine Sportveranstaltung statt, die mit altbekannten Maßstäben bricht und ein neues Miteinander etabliert. Es geht darum, einen neuen Leistungsgedanken zu stärken. Warum dafür der Fußball gewählt wird, ist naheliegend: Sport im Allgemeinen ist ein System, bei dem wir wie selbstverständlich davon ausgehen, dass der Stärkste die beste Leistung erbringt und die Schwächeren rausfallen. Eine Denkweise, die auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragbar ist. Der Fulda Cup eröffnet den Schülern eine neue Sichtweise für die Stärken und Schwächen anderer Menschen. Gleichzeitig wird der Begriff „Leistung“ neu konnotiert: Ich leiste etwas, wenn ich andere Menschen zum Erfolg verhelfe, wenn ich meine Mitmenschen motiviere und es schaffe, ihnen Selbstvertrauen zu geben. Auch dann bin ich der Gewinner – So definiert es der Fairnesspokal des Fulda Cups. „Und genau dieses Umdenken braucht Zeit, damit es auch wirklich ankommt in den Köpfen und in die Gesellschaft hinausgetragen wird“, so Plappert.

 

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