Das Leben ist (k)ein Wunschkonzert

Menschen haben Wünsche. „Durch die Bank“ weg. Nicht alle Wünsche haben mit Geld zu tun, aber das liebe Geld spielt eine wichtige Rolle. Wer eine Behinderung hat, muss auf vieles verzichten. Jeder Fall ist zwar anders, aber die meisten Betroffenen kämpfen mit den gleichen Problemen:

Erstens: Ein Mensch mit erheblicher Beeinträchtigung kann kaum etwas aus eigener Kraft erwirtschaften. Für ihn ist der Zugang zum ersten Arbeitsmarkt brutal schwer. Und wer in einer „Werkstatt für behinderte Menschen“ landet, bekommt für seine Tätigkeiten kaum mehr als ein Taschengeld. Um sich z.B. ein kleines, auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Auto kaufen zu können, müsste er dort mindestens 50 Jahre lang arbeiten.

Zweitens: Versucht er dennoch, etwas für die Erfüllung eines größeren Wunsches anzusparen, scheitert er am Sozialhilfegesetz. Wer in einem Heim lebt oder anderweitig auf Rundum-Betreuung angewiesen ist, hat oft den Status des Sozialhilfeempfängers: Sein Konto darf nur bis 2600 Euro anwachsen. Was über dieses „Schonvermögen“ hinausgeht, wird vom Staat dann nicht mehr geschont, sondern als Gegenleistung für seine Unterstützung eingezogen. Damit ist ihm auch das Glück, das anderen Menschen gelegentlich zuteil wird, verwehrt: eine Schenkung vom reichen Onkel oder das kleine Erbe von der Oma annehmen zu dürfen. Ebensowenig kann er eine kapitalbildende Versicherung abschließen. Sein großer Hilfebedarf hält ihn sein Leben lang ganz unten fest. 

Drittens: Das Behindertsein kostet richtig Geld, gerade dann, wenn jemand trotz allem versucht, selbstständig zu leben. Eine Wohnung mit größeren Türen, mit barrierefreien Duschen, mit Aufzug oder mindestens Rollstuhlrampe, aber auch eine Steuerungshilfe am PKW – das alles kostet überdurchschnittlich viel. Die billige Baumarktlösung gibt es nicht. Kein Wunder, dass die Behindertenparkplätze dort meist leer sind. Zusatzkosten fallen auch dadurch an, dass man unter Beweislast steht: Wer zeigen will, dass er trotz Lähmungen ein Auto beherrschen kann, muss aus eigener Tasche erst einmal einen Gutachter bezahlen, weil die Behörden zunächst davon ausgehen, dass er es nicht kann. So ist es bei vielen Dingen.

Die Behindertenverbände wünschen sich daher vor allem eine weitere Öffnung des allgemeinen Arbeitsmarktes sowie eine Neuordnung der Mittelverteilung. Trotz Unterstützung sollen Menschen ökonomisch selbstständig wirtschaften dürfen. Dafür ist es notwendig, die Leistungen aus der Sozialhilfe herauszulösen. Ihre Forderung lautet: Was ein Mensch unabdingbar zur Teilnahme am Leben braucht, soll ihm unabhängig von seinem Einkommen gewährt werden. Reich würden Menschen mit Behinderung dadurch trotzdem nicht. Aber hin und wieder mal auf ein Wunschkonzert gehen zu dürfen, sollte für alle drin sein.

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