Antonius Tomaten – zauberschön
Viele Menschen fragen sich schon lange, wo denn der Geschmack der Tomaten geblieben ist, den man noch von früher zu kennen glaubt.
Was der Verbraucher heute oft angeboten bekommt, macht ihn mehr traurig als glücklich. Die Masse der Tomaten, die für den Weltmarkt produziert werden, hat ihren Charakter verloren. Übrigens – die größte Menge produzieren nicht die Spanier, wie wohl die meisten glauben. Nein, es sind die Chinesen.
Nicht übel: Tomaten im Kübel
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Aber es geht auch anders! Wir vom antonius Gemüsebau zeigen – selbstverständlich neben vielen anderen Betrieben – dass es möglich ist, mit Herz und Verstand gesunde und lecker schmeckende Tomaten anzubauen. Von der spannenden Geschichte der Tomate, ihrer Herkunft und von den vielen Facetten dieser beliebten Frucht, die wir zwar zum Gemüse zählen, aber in Wirklichkeit eine Beere ist, können wir hier nicht ausführlicher erzählen. Erzählen möchten wir euch allerdings von unserem Verhältnis zur „Xitomatel“, wie die Azteken sie nannten.
Schon im Februar bereiten wir uns in der Gärtnerei auf die neue Tomatensaison vor. Da gilt es mithilfe einer Betonmischmaschine viele Kubikmeter einer besonderen Pflanzenerde zusammenzumischen, die wir für unsere Kübeltomaten verwenden werden. Wir verbrauchen zu unterschiedlichen Anteilen unsere eigene Komposterde, Torfsubstrat und ein wenig Horndünger – die genauen Anteile sind natürlich ein Betriebsgeheimnis. Neben unseren gut 1200 Tomatenpflanzen für die Gewächshäuser ziehen wir auch in diesem Jahr noch einmal die gleiche Menge für unsere Kunden in großen Kübeln vor.
Da sich längst herumgesprochen hat, dass unsere Tomaten von unschlagbarer Qualität sind – dieses Selbstlob sei an dieser Stelle ausnahmsweise mal gestattet – verwundert es nicht, dass die Pflanzen im Topf fast alle schon bestellt sind, also bereits ihre Abnehmer gefunden haben. Um diese große Anzahl zu bewältigen, gibt es jetzt jede Menge zu tun. Viele Hände werden gebraucht, um die unterschiedlichsten Arbeiten in Angriff zu nehmen. Während an den Arbeitstischen fleißig Tomatensamen in Aussaatplatten gesät werden, beschäftigen sich einige Mitarbeiter schon mit der Montage der großen Pflanzkübel. Da müssen kurze Hölzer, in die wir mittig mit einer Ständerbohrmaschine ein Loch gebohrt haben, durch das ein langer Bambusstab passt, mit dem Topf verschraubt werden. Die Bambusstäbe haben an der Spitze ein kleines Loch, durch das ein Seil geführt werden kann. An diesem befestigen wir später die Tomatenpflanze mit Clipsen. Damit die Stäbe nicht in der feuchten Erde faulen, tauchen wir sie am unteren Ende in ein Wachsbad. Man erkennt leicht: Viele kleine und große Arbeitsschritte bringen uns dem Ziel entgegen.
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Auf unsere Saatgut im Anzuchthaus müssen wir gut achtgeben. Bei einer Temperatur von 23 bis 25 Grad keimt jetzt das, was einmal eine Tomatenpflanze werden will. Bis es etwas zu sehen gibt, dauert es ungefähr zehn bis vierzehn Tage.
Bereits Ende Februar können wir unsere Minipflänzchen pikieren. Die Geschicktesten von uns lösen mit einem Spezialwerkzeug vorsichtig die noch sehr kleinen Pflänzchen aus der Erde heraus. Das regt das Wurzelwachstum an. Sie müssen jetzt das erste Mal umziehen. Ungefähr 600 Artgenossen, dicht gedrängt pro Platte, bekommen nun ein neues Zuhause – ein eigenes Töpfchen für sich allein. In diesem bescheidenen Eigenheim werden sie für die nächsten drei Wochen wohnen.
In dieser Zeit brauchen die jungen, zarten Pflanzen optimale Bedingungen, um wachsen zu können. Was braucht eine Tomate zum Wachsen? Nun, Licht – ganz klar – Wärme, Wasser und Nährstoffe. Eigentlich genau das, was alle Lebewesen, auch wir Menschen, zum Leben brauchen.
Wir sorgen also vor allem dafür, dass es die Jungpflanzen immer angenehm warm haben, besonders wenn noch ein kalter Spätwinterwind um die Gewächshäuser pustet. Am Tag freuen sich die Pflanzen – und wir auch – über eine Temperatur von 18 bis 20 Grad und in der Nacht darf es nicht kälter als 16 Grad werden.
Tomaten haben mächtigen Durst. Also ist das Gießen enorm wichtig.
Auf unseren Tischen im Anzuchthaus ist es inzwischen eng geworden. Pflanze reiht sich an Pflanze, immer mit ein wenig Abstand voneinander. Unsere Gärtnermeister entscheiden dann über den Termin des nächsten Umzugs unserer Schützlinge. Nach etwa drei Wochen kommt dann der letzte, der große Umzug.
Ein Teil der Pflanzen bekommt ein neues Quartier in den großen, vorbereiteten Kübeln. Sie bleiben noch bis in die zweite Maiwoche bei uns und werden bis dahin bestens gepflegt.
Beim Verkauf werden sie eine Größe zwischen 150 und 180 Zentimetern haben und schon erste Früchte tragen.
Die anderen Tomatenpflanzen beziehen ihre Gemeinschaftsunterkunft in den Gewächshäusern. Der Boden ist dort schon bestens von uns vorbereitet worden.
Gepflanzt werden unsere Tomaten in einer Doppelreihe mit einem Abstand von 40 Zentimetern.
Über jede einzelne Pflanze hängen wir eine Spule mit aufgewickelten Seil in den Spanndraht, der in einer Höhe von drei Metern durch das ganze Gewächshaus läuft. Am Seil werden wir immer wieder die Tomatenpflanze mit unseren Clipsen in die Höhe führen und ihnen so den nötigen Halt geben.
Tomaten haben sehr schöne, gelbe Blüten. Die blühen zwei bis vier Tage lang. Durch leichte Erschütterungen fallen die Pollen auf die Narbe der Blüte. Da aber in unseren Gewächshäusern kaum ein starker Wind weht, lassen wir uns von einer munteren Schar von ungefähr 200 Hummeln beim Bestäuben helfen. Dazu müssen die Verbindungstüren immer hübsch geschlossen bleiben, sonst sind die beeindruckenden Flieger bald verschwunden.
Auch beim biologischen Pflanzenschutz vertrauen wir auf die Wirksamkeit von geflügelten Helfern. Verschiedene Arten von Raubmilben und Schlupfwespen kümmern sich um etwaige Schädlinge. Da ist ganz schön was los im Glashaus, wovon allerdings ein Besucher kaum etwas bemerkt.
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In den nächsten Monaten werden wir die Tomaten – neben unseren anderen vielfältigen
Arbeiten – beständig begleiten und pflegen. Bald wird das Gewächshaus einem Tomatenwald gleichen. Lohn unserer Anstrengungen werden zauberschöne Tomaten sein.
So wunderbar gesund und mit einem grandiosen Geschmack, dass wir uns über den Verkauf keine Sorgen machen brauchen. Ein fast wehmütiges Gefühl wird nach der letzten Ernte im Spätsommer über uns kommen. Denn dann heißt es, Abschied nehmen. Mit schwerem Herzen werden wir in den Gewächshäusern die Pflanzen abräumen. Im nächsten Jahr beginnt dann alles von vorn.
Die es mit dem Spaten taten (links nach rechts):
Klaus-Dieter Trettau, Stefan Ritz, Jo Weisenborn, Frank Kress, Julia Geiger
Euer antonius Gemüsebau
von Jo Weisenborn